INTERVIEW MIT DER MALERIN XENIA HAUSNER

 
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“Zweisam”

“Zweisam”

„Der ganz besondere Talk“

erschienen in: ‘Die Salzburgerin’
Sonderausgabe Salzburger Festspiele

 

Ein Gespräch zwischen der Malerin Xenia Hausner und der Astrologin
Hannelore Traugott über Fremdheit, Sehnsucht und Leidenschaft.

Hannelore Traugott: Beim Betrachten deiner Bilder drängen sich unwillkürlich zwei Zeichen auf, von denen du sehr bestimmt bist: Skorpion und Steinbock. Der Skorpionaszendent spiegelt die Intensität und Kraft, die aus den Bildern entgegentreten oder besser gesagt: in sie hineinzwingen. Man ist davon angezogen oder abgestoßen, eine wohltemperierte Haltung ist hier schwer möglich.

Xenia Hausner: Ja klar, ich polarisiere, habe entweder begeisterte Anhänger oder vehemente Gegner.

Traugott: Das liegt im Wesen dieses Zeichens. Skorpion ist das Zeichen der Extreme, des Entweder-oder…

Xenia Hausner: …das stimmt! Ich habe immer eine Ganz-oder-gar-nicht-Haltung, dazwischen finde ich keinen Weg, weder in der Arbeit noch in meinen persönlichen Beziehungen.

Traugott: Skorpion braucht diese Extreme, es ist das verstrickungswilligste Zeichen, Skorpion ist sozusagen dramahungrig. Er braucht dieses intensive Energiefeld, diese Spannungsbögen, da er vermeint, so näher am Wesentlichen zu sein.

Xenia Hausner: Drama ist das richtige Stichwort. Alle Kunsthistoriker, die bisher meine Bilder analysiert haben, sind immer wieder auf das dramatische Moment zu sprechen gekommen, was mich oft erstaunt hat, weil sie vordergründig auf meine Theatervergangenheit angespielt haben. Tatsächlich inszeniere ich ja die Situationen in meinen Bildern, ich erfinde sozusagen meine eigenen Dramen. Es sind inszenierte Lebenssituationen, die meistens eine Chronik der laufenden Ereignisse widerspiegeln, allerdings über eine Umsetzung in die Kunstebene.

Traugott: Der Aszendent zeigt, wie eine Sache betrieben wird, die Sonne spiegelt jedoch eher die Motivsuche. Du hast eine Steinbocksonne, nicht nur das, du hast auch den Mond in Steinbock. Steinbock interessiert die konkrete, reale Welt, die Reduktion auf das Notwendige, was bedeutet, dass sich so ein Mensch viel mit Mangel und Isolierung auseinander setzen muss. Der Mensch mit Sonne in Steinbock ist von einem starken Gestaltungswillen geprägt, ist realitätsbezogen und kann sich mit großer Zielstrebigkeit seinem Werk widmen. Der Mond, welcher unser Grundvertrauen, unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Geborgenheit, unsere Fähigkeit zu Intimität spiegelt, muss sich in diesem Zeichen viel mit Härte und Einsamkeit auseinander setzen. Und Einsamkeit ist ein immer wiederkehrendes Motiv in deinen Bildern.

Xenia Hausner: Und die Utopie der Zweisamkeit!

Traugott: Hier fällt mir dein Bild „Zweisam“ ein. Zwei leere Fauteuils und eine junge Frau, die sich an einem festhält. Dieses Bild hat mich eigenartig berührt. In deinen Bildern sind die Menschen doch irgendwie nebeneinander isoliert – fremd eben. Bei diesem Bild kam jedoch eine beruhigende Zuversicht herüber. Die zwei Stühle gehören einfach zusammen. Und wie heißt es so schön beim Steinbockmond: Hier werden seelische Belange auf Gegenstände verlagert, diese Ebene ist scheinbar weniger beängstigend.

Xenia Hausner: Fremd ist sicher richtig, ein unleugbarer Zug in meiner Biografie. Aber ich würde den Akzent auch auf Stärke und Kraft legen. Dass mein Werk sicher nicht im primär lesbaren Zeitgeist der Spiel- und Spaßgesellschaft schwingt, ist allerdings wahr, vielmehr zeigt es die andere Seite.

Traugott: Jetzt kommt die Skorpionin wieder durch. Skorpione bauen gerne auf und zerstören wieder, und an der Schwelle dieses Prozesses liegt nun einmal Abschiednehmen und Trauer. Das setzt auch Kraft frei und die wird deinen Bildern sicher niemand absprechen.

Xenia Hausner: Ja, das kann ich voll bestätigen. Es gibt kaum ein Bild, das ich an einem bestimmten Punkt nicht zerstöre um es wieder aufzubauen. Rückblickend gesehen ohne objektive Not.

Traugott: Aber dieser Prozess liefert die lebensnotwendige Dramatik. Du bist eben eine leidenschaftliche Natur, raumgreifend und manchmal auch anstrengend. Doch wie heißt es so schön: Eros nährt sich aus Spannungsverhältnissen!

Xenia Hausner (lacht): Spannungen habe ich im Übermaß, ich muss so gesehen hocherotisch sein!